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Mittendrin

  • Autorenbild: Lea
    Lea
  • 26. Jan. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

Willkommen zurück! Ich freue mich, die Zeit zu finden, das Vergangene ein wenig in Worte zu fassen und mit euch zu teilen. Wenn ich nun eher an das Ungreifbare zurück denke, an all das, was in mir passiert ist, dann erinnere ich mich, dass wir beim Vorbereitungsseminar einen Graphen über Hoch- und Tiefpunkte unseres Befindens gezeichnet haben. Wie wir vermuten, dass sich diese über unser besonderes Jahr erstrecken werden. Das fasst es natürlich nur ganz oberflächlich zusammen, aber im Rückblick auf die letzte Zeit, sehe ich mein allgemeines Wohlbefinden doch auch, wie einen auf- und absteigenden Graphen.


Nachdem mir das Ankommen hier doch relativ schwer viel, verläuft mein „Wohlbefindensgraph“ seit einiger Zeit glücklicherweise meistens im oberen Bereich. Die Wochenenden im Dezember haben wir mit wunderschönen kleinen Reisen und Ausflügen verbracht. Nach einem netten Weihnachtsfest mit unserer Gastfamilie sind wir dann in einem geliehenen Van zu viert in das portugiesische Inland aufgebrochen. Meistens waren wir umgeben von Natur sehr für uns und ich finde seit dem wieder regelmäßiger Zeit zum Zeichnen, was mir einen sehr guten Ausgleich gibt.


Ganz unerwartet begegnete uns am Neujahrsmorgen erst ein im Sterben liegendes Möwenbaby, welches uns grübeln lies, was das zu bedeuten habe für das gerade beginnende Jahr. Doch wir nahmen Abschied von ihm und von allem Anderen, was wir hinter uns lassen wollten. Und so kam es danach zu einer ganz besonderen Begegnung, mit einer jungen Portugiesin, die uns einige Stunden Gesellschaft leistete, in welchen sie uns viel über das Gemüt der Portugiesen am Beispiel ihrer nahewohnenden Großfamilie erzählte. Obwohl sie als Vegetarierin und mit ihren Sorgen über das jährliche Sinken des Wasserspiegels im Stausee, auf welchen wir blickten, recht bewusst ihrer Umwelt gegenüber schien, wirkte es auf mich doch so, als ob der Fokus bei ihren Entscheidungen über Ausbildung und Lebensweg doch eher karriereorientiert wäre. Jedenfalls haben wir uns sehr über die Bekanntschaft gefreut und sie lud uns auch gleich ein, sie jederzeit besuchen zu kommen.


Die ersten Wochen im Januar haben wir noch gemeinsam mit Antonin verbracht, was ich sehr genießen konnte. Es ist immer wieder etwas Besonderes seinen Gästen seine alltägliche Umgebung zu zeigen, da man dabei alles nochmal neu mitentdecken kann, neue Dinge sieht und schon normal gewordenes wieder schätzen kann. Am vierten Januar kamen wir also ganz aufgetankt mit Energie und Motivation wieder in den Kindergarten. Diese konnte ich auch gut gebrauchen, wie sich herausstellte, denn mich erwarteten neue Aufgaben. Die meiste Zeit verbringe ich nun wieder mit den Kindern, was sich jetzt ganz anders anfühlt als beim ersten Mal im Oktober. An dieser Stelle habe ich den Prozess deutlich spüren können. Plötzlich verstand ich, wenn die Kinder angeschubst werden wollten, oder, wenn sie mich anschubsen wollten. Und wenn ein Kind hinfällt und sich das Knie aufschürft, weiß ich jetzt auch woher ich die Arnika Salbe holen muss. Ich kann mich jetzt eben öfters nützlich machen und stehe seltener hilflos rum.

Ab Tag drei im neuen Jahr wies Ana mir zu, dass ich nun auch einige Stunden der Woche mit Gartenarbeit verbringen könnte. Obwohl ich so etwas weniger Zeit bei den Kindern verbringe, tut mir diese Abwechslung im Arbeitsalltag doch sehr gut, und nach zwei Tagen konnte ich auch erkennen, wie gut mir die körperlich Betätigung gefällt.


Bevor Antonin sich dann wieder auf den Heimweg gemacht hat, haben wir die Möglichkeit genutzt, die zwei Nächte vor seinem Abflug in Lissabon zu verbringen. Für mich war es der erste Lissabonbesuch inklusive Übernachtung und so habe ich die Stadt zum ersten Mal richtig mitbekommen. Während wir also so von Café zu Café und Park zu Park schlenderten kam ein wenig das Großstadtkind in mir hoch und ich merkte, dass ich neben der mir wohltuenden Entspannung, die ich beim Alltag in Naturnähe erlebe, das trubelnde Stadtleben schon etwas vermisse. Aber Lissabon hat auch seinen eigenen, ganz besonderen Charme!


Im Allgemeinen befinden wir uns gerade an einer scheinbar besonders schönen Stelle in unserem Jahr, denn ich fühle mich mittendrin. Richtig angekommen, alles ist schon etwas gewohnt, und es liegt noch so vieles vor uns, auf das wir uns freuen können. Der Anfang scheint schon lange her und bis zum Ende ist es auch noch einige Zeit hin. Also irgendwo zwischen Anfang und Ende. Mittendrin.


 
 
 

1 Kommentar


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26. Jan. 2021

Danke für Eure Schilderungen, es macht soooo viel Spaß es zu lesen, sehr schön geschrieben.

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Beitrag: Blog2 Post

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